ZUP Baden-Württemberg

Modul 3: Pathogene

Die im Rahmen der Module 1 und 2 gesammelten Zecken (sowohl Ixodes ricinus als auch Dermacentor spp.) werden am Landesgesundheitsamt mittels molekularbiologischer Methoden auf humanpathogene Krankheitserreger untersucht werden. Dabei stehen das FSME-Virus und Borrelien (Borrelia burgdorferi sensu lato) im Vordergrund, da diese Erreger in Deutschland die größte medizinische Relevanz besitzen. Daneben werden auch Rickettsien und Babesien berücksichtigt.


Borrelia burgdorferi s.l., der Erreger der Lyme-Borreliose, wird in Mitteleuropa vor allem durch den Holzbock übertragen; die Prävalenz (prozentualer Anteil infizierter Zecken) in diesen Zecken beträgt je nach Region zwischen 10% und 27%. Dermacentor-Zecken können ebenfalls mit Borrelien infiziert sein; jedoch gibt es für Deutschland diesbezüglich bisher nur wenige Daten.

Das FSME-Virus wird in Deutschland ebenfalls vor allem durch Ixodes ricinus übertragen. Die Befallsraten der Zecken sind deutlich geringer als bei Borrelien und unterscheiden sich stark je nach Region. In Hochendemiegebieten (z.B. Bodenseekreis) wurden Prävalenzen von bis zu 2% ermittelt, während in anderen Gebieten Befallsraten zwischen 0,1% und 0,5% vorliegen. Die Verbreitung des FSME-Virus ist dabei bisher weitgehend auf Süddeutschland beschränkt, wobei Baden-Württemberg und Bayern am stärksten betroffen sind. Neben Ixodes ricinus können auch Dermacentor-Zecken mit FSME-Viren infiziert sein, kommen also auch als mögliche Vektoren infrage. Untersuchungen von Dermacentor spp. auf FSME-Viren existieren aus Deutschland bisher nicht.

Rickettsien der Zeckenstichfieber-Gruppe sind in Deutschland sowohl in Ixodes ricinus als auch in Dermacentor spp. weit verbreitet. Rickettsia helvetica kommt in erster Linie in Ixodes ricinus vor; die Prävalenz liegt, je nach Region, zwischen 5% und 15%. Rickettsia raoultii ist in Dermacentor spp. mit Prävalenzen bis zu 39% sehr häufig nachzuweisen, während Rickettsia slovaca in diesen Zecken mit bis zu 16% Befallsrate bisher deutlich seltener vertreten ist.

Bei Babesia spp. handelt es sich um einzellige Parasiten. Ihre veterinärmedizinische Bedeutung ist seit langem bekannt; sie besitzen jedoch auch wachsendes humanpathogenes Potential. In Deutschland gibt es bisher nur wenige Daten zur Verbreitung von Babesien in Zecken.